Genervt

Ständig dieses Nörgeln und Jammern!

In einer Online-Gruppe hat vor kurzem eine Frau, nennen wir sie Maria, ihr Problem in etwa so geschildert:

„Ich kann einfach nicht aufhören zu nörgeln und zu jammern. Mein Partner ist schon total genervt und es killt unsere Liebe. Doch ständig ist da wieder etwas, wo ich den Mund einfach nicht halten kann! Dann werfe ich ihm vor, dass ich mich allein gelassen fühle mit dem Haushalt  und den Kindern. Ich ärgere mich, dass er sich nicht mehr einbringt. Oder ich halte ihm einen Vortrag, wenn er mal wieder zu schnell Auto fährt. Und seine Wäsche im Badezimmer verteilt.  Bei der Planung des Wochenendes dagegen bezieht er mich nicht ein. Meine Vorschläge verlaufen im Sand. Ich kann mir vorstellen, dass es uns nicht guttut. Doch ich kann einfach nicht aufhören. Warum ist das so? Wie kann ich das stoppen?“

Bedürfnisse wollen erfüllt werden

Wir wissen aus der Gewaltfreien Kommunikation, dass Menschen sich mit allem, was sie sagen oder tun, ein Bedürfnis erfüllen wollen. Wenn also jemand immer und immer wieder nörgelt und jammert, dann weil ein oder mehrere wichtige Bedürfnisse einfach nicht erfüllt werden. „Erfüllt werden“ bedeutet hier nicht, die Schuld dem Partner zuzuschieben. Nach dem Motto: Weil dieser seiner Partnerin einfach nicht ihre Bedürfnisse erfüllt. Nein!

Jeder ist tatsächlich für die Erfüllung seiner Bedürfnisse selbst verantwortlich.

In Verbindung gehen mit mir selbst

Der erste notwendige Schritt wäre, überhaupt zu erkennen, was in einem selbst vorgeht. Das heißt, den Kontakt zu sich selbst wieder herzustellen. Wie geht es mir eigentlich gerade? Bin ich genervt? Frustriert? Warum ist das so? Welches wichtige Bedürfnis ist unerfüllt und schon so lange zu kurz gekommen? Brauche ich Entlastung? Oder geht es mir um Verbindung und Nähe? Bezüglich der Wochenendplanung geht es mir vielleicht auch darum, dass ich mich einbringen kann?

Was ist gerade lebendig in mir? Welches Gefühl und welches Bedürfnis ist jetzt aktuell und will zuerst gestillt werden? Nehmen wir mal an, Maria sagt: „Entlastung, das ist mir am allerwichtigsten. Und Verbindung zu meinem Partner, denn wir sind schon so weit voneinander entfernt.“

Dann würde ich folgendes vorschlagen: Jedes Mal, wenn bei ihr der Impuls spürbar ist, dass sie sich ärgert, weil sie Entlastung braucht, kann sie kurz innehalten. Durchatmen, vielleicht sich 5 min. zurückziehen (Toilette ist eine einfache Möglichkeit). Und sich dann ein, zwei Minuten mit dem eigenen Gefühl und Bedürfnis verbinden: „Ich bin frustriert, weil mir Unterstützung und Entlastung echt wichtig sind.“ Atmen.

Ich würde Maria außerdem anregen, weg vom Urteilen mit Generalisierungen („Immer diese Schlamperei!“) und  hin zum Beobachten (Socken und T-Shirts auf dem Boden…)  zu gehen. Das nimmt den Zündstoff heraus.

Verbindung zum Gegenüber

Nachdem sie in Verbindung mit sich selbst gekommen ist, kann sie überlegen: Welches Bedürfnis erfüllt sich wohl mein Partner mit dem was er tut? Sie könnte ihn später darauf ansprechen. Sich ehrlich interessieren. „Sag mal, geht es dir um Freiheit? Um Selbstbestimmung?“

Ansprechen des Konfliktes

Dann kann sie das Problem in etwa so ansprechen: „ Wenn ich sehe, dass deine Socken, T-Shirts und Hose auf der Wanne und am Boden liegen, dann ärgere ich mich. Weil ich mich wohl fühlen möchte im Badezimmer. Ich will auch nicht zuständig sein, das hier wegzuräumen. Machst du das bitte in der nächsten halben Stunde, bevor ich ins Bad gehe? Das wäre echt eine Befreiung für mich.“

Maria schreibt auch, dass sie das Gefühl hat, sie müsste etwas sagen, um nicht alles mit sich machen zu lassen. Das klingt für mich nach dem Wunsch, Wertschätzung zu spüren. Vielleicht könnte sie ihrem Partner sagen, was sie braucht, um sich geliebt zu fühlen. Ganz konkrete Bitten auszusprechen wäre dazu ganz wichtig. Also nicht: „Du könntest dich mehr einbringen im Haushalt und mit den Kindern.“ Das wäre viel zu unkonkret. Was bedeutet schon „mehr“ und „im Haushalt“?

Stattdessen:  „Ich fände es ganz wunderbar, wenn du einmal die Woche für uns alle kochen könntest. Zum Beispiel am Donnerstag, wenn ich später von der Arbeit komme. Dann komme ich heim und das Essen ist schon fertig. Das bedeutet Liebe und Unterstützung für mich. Bist du bereit, das zu übernehmen?“

So könnte Maria Schritt für Schritt Wünsche, noch besser konkrete Bitten aussprechen. Doch Achtung: Bitten sind keine Forderungen. Der andere ist frei, abzulehnen. In dem Fall müsste Maria einen Weg suchen, sich die Unterstützung selbst zu organisieren. Letztlich ist sie verantwortlich dafür, dass es ihr gut geht. Wenn sie natürlich die Erfahrung machen sollte, dass ihr Partner so gar nicht bereit ist, auf irgendeine ihrer Bitten einzugehen, kann sie auch die Konsequenzen ziehen und sich notfalls trennen.

Wege wählen, die uns gut tun

In jedem Fall: Was ist wohl besser für die Stimmung und Liebe in der Partnerschaft?  Jammern und Nörgeln tagein tagaus, mit dem Ergebnis, sich wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ vorzukommen. Oder offen und transparent zu kommunizieren: Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte (Siehe Blogbeitrag: Die 4 Schritte der GFK). Es muss übrigens auch nicht immer starr in diesen vier Schritten ablaufen.

Wichtig ist, die Verbindung zu sich selbst um zum anderen ernst zu nehmen. Und nach dem Sprechen folgt unbedingt das Handeln. Das heißt, aktiv für sich zu sorgen. Wie das geht?  Bitten an sich selbst umzusetzen, realisierbare Bitten auszusprechen und sich und den anderen ernst nehmen.  Auch das hilft, sichtbarer zu werden in einer Partnerschaft und dadurch mehr Verbindung erfahren.

In diese Sinne: Viel Erfolg beim Ausprobieren neuer Wege!

Herzlichst, Kerstin Bulligan vom Lichtfinder Lebensfreude Podcast

PS:

>> Auf der GFK basiert mein Konzept der Brückenkommunikation!

Wollen wir in Kontakt bleiben?

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