GFK und Selbsthypnose?
– Um die Lesbarkeit zu erleichtern, verwende ich in meinen Blogtexten meist die männliche Form. Selbstverständlich sind alle Geschlechter damit gemeint, entsprechend dem unpersönlichen „man“. –
GFK ja! Wenn nur die Praxis nicht so schwer wäre.
Die gewaltfreie Kommunikation begeistert viele, die sie kennen lernen.
Schon in den Übungen im Einführungsseminar wird spürbar, dass die Spannung aus einem Konflikt sofort heraus genommen ist, wenn eine Unterhaltung „gewaltfrei“ nach gewissen Regeln geführt wird. Eine deutliche „Ent-Spannung“ kann erlebt werden, ebenso ein beidseitiges „Öffnen der Türen“, wo sich der andere zuvor blitzschnell verschlossen hätte.
Statt des Impulses, sich zu verteidigen oder selbst anzugreifen, ist da plötzlich echtes Interesse am Gegenüber und seinen Beweggründen: „Ich möchte verstehen, was dich bewegt, dich gerade so zu verhalten.“
Schnell wird einsichtig, dass es viel mehr Sinn macht, von einer objektiven Beobachtung zu sprechen anstatt das Gespräch mit einer Bewertung zu eröffnen. Auch ist es fühlbar, dass eine Bitte so ganz anders ankommt und wirkt als eine ausgesprochene Forderung. Wer möchte schon mit Freude einer Forderung nachkommen?
Scheinbar so leicht und doch so schwer
Nach einem Seminarbesuch ist die Euphorie erst einmal groß und der unbedingte Wille da, von nun an nur noch gewaltfrei zu kommunizieren. Was ein Glück, wenn ein Paar den Kurs sogar gemeinsam besucht hat! Doch schon am nächsten Tag zeigt sich, dass der Partner scheinbar nicht richtig aufgepasst hat in diesem Seminar. Da kommt dann das alte „Du bist schon wieder zu spät“ oder „Jetzt hast du mir nicht richtig zugehört.“ Schon wird sich gegenseitig kritisiert und verbessert. Jeder will „besser“ sein und dem anderen aufzeigen, dass es so doch nicht gewaltfrei geht und der gelernte Giraffen-Weg aber ganz anders geht.
Die anderen sind noch nicht so weit
Oder da sind die Kinder, die eigenen Eltern, Freunde oder Kollegen, die dieses Seminar noch nicht besucht haben. Hätten sie mal sollen! Denn in so unmöglicher Wolfssprache zu sprechen, das ist echt gewalttätig! „Die sind noch nicht so weit…,“ denkt sich dann der frischgebackene GFKler. „Gut, dass ich es schon besser weiß.“ Womöglich fühlt er sich den unwissenden Wölfen da draußen nun überlegen. Oder er wünschte sich, jeder hätte die Prinzipien gewaltfreier Kommunikation schon im Kindergarten kennen gelernt.
Manchmal triggern sie ihn jedoch „verdammt noch mal“ so sehr mit ihrem „Wolfsgerede und –verhalten“, dass er einfach genauso zurückschießt und selbst alles vergisst, was er bisher gelernt hat. Von wegen Giraffe. „Wenn die anderen einfach weiter Wolf sind, dann kann ich das auch und sie haben es nicht besser verdient in diesem Moment!“
Was war das Ziel nochmal?
Und so ist nach dem Besuch des Einführungsseminars schon nach kürzester Zeit der friedliche Geist der GFK auf der Strecke geblieben. Die Wirkung und eigentliche Absicht des Seminars ist einfach verpufft.
„Was war nochmal das Ziel des Ganzen? Ah, Verbindung war es, genau. Shit, das ist verloren gegangen. Warum ist es nur so verdammt schwierig, all die Prinzipien der GfK im Alltag umzusetzen?“
Warum so schwierig?
Ganz oft reagieren wir Menschen in der jeweiligen Konfliktsituation nur aus unseren alten Mustern heraus. Eine schnelle Reiz-Reaktionsgeschichte. Und ehe wir es uns versehen, sind alle hehren Vorsätze einfach über den Haufen geworfen. Jemand oder etwas „hat uns getriggert“, wie es so schön heißt. Alleine dieser Ausdruck sagt schon, wer die Schuld hat, dass wir so reagieren „mussten“. „Der andere hat das mit mir gemacht. Wegen seinem Verhalten, wegen seinen Worten habe ich so reagiert.“
Doch wir GFKler haben gelernt, dass niemand uns Gefühle verursachen kann. Sie entstehen in uns selbst. Der andere war zwar ein Auslöser, ja, doch unsere blitzschnelle Bewertung dieses Auslösers lässt uns wütend werden, sauer oder verärgert.
Wenn es nur nicht so schnell ginge!
Wenn nur die Lücke zwischen Reiz und Reaktion größer wäre! Dann könnten wir bewusst entscheiden, wie wir reagieren wollen. Uns daran erinnern, dass unser Gegenüber auch nur ein Mensch ist, der aus einem Bedürfnis heraus handelt oder spricht. Dann könnten wir uns an unser Ziel erinnern, nämlich eine echte Verbindung zum anderen herzustellen. Ihm dabei offenlegen, wie es uns mit einer Sache geht. Was wir gerne hätten. Warum uns das wichtig ist. Und wir könnten offen sein für die Sicht des anderen, für seine Beweggründe.
Ach wie wunderbar wäre es, wenn wir die Zeit hätten, bewusst zu reagieren. Stattdessen scheint etwas an unserer Stelle zu agieren. Wir sprechen meist schon, ohne uns überhaupt im Klaren über die Folgen zu sein. Kaum habe die Worte unseren Mund verlassen, bereuen wir sie oft schon.
Als gute GFKler sind wir uns zwar nicht zu schade, unser Bedauern gleich darauf wieder auszudrücken. Doch warum passiert das überhaupt wieder und wieder?
Unbewusste Prozesse
Ganz einfach, weil das Unbewusste schneller reagiert als unser Bewusstes. Und das reagiert genau so, wie wir es gelernt haben. Wie wir es kennen von unseren Eltern, Freunden, von der Welt da draußen und wie wir es immer getan haben, all die Jahre unseres Lebens. Die Einsicht in die wunderbare Wirkung eines neuen, friedlichen Verhaltens ist zwar da, jedoch ist es uns eben noch lange nicht in „ Fleisch und Blut übergegangen“.
Um wirklich aus der Hüfte heraus gewaltfrei zu agieren und zu reagieren, braucht es entweder jahrelange Übung und kontinuierliches Dranbleiben sowie Feiern kleinster Erfolge. Oder man könnte dem auch etwas nachhelfen. Durch eine Methode, die das Unterbewusste zur Hilfe nimmt. Die also genau da ansetzt, wo unser Verhalten abgespeichert ist.
Geniale Lösung?
Wie wäre es wohl, wenn du dein Unbewusstes überschreiben könntest mit genau dem Verhalten , das du gerne hättest? Ziemlich genial oder? Es ist die Methode der Hypnose bzw. Selbsthypnose, mit deren Hilfe unbewusste Prozesse neu programmiert werden können.
Was mit Rauchern möglich ist, die sich jahrelanges Rauchen in nur zwei Sitzungen abgewöhnen können und mit Angstpatienten, die nach bereits einer Sitzung ihre jahrelange Angst vor Spinnen oder dem Aufzug verlieren, sollte doch auch mit kommunikativem Verhalten möglich sein, oder?
Ein Selbstversuch folgt.
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