Reue, Selbstvorwürfe und Schuld: Hätte ich bloß (nicht)…

Hätte ich doch bloß (nicht)…

„Hätte ich diesen Mann doch niemals geheiratet. Hätte ich nur keine Kinder mit ihm bekommen. Wie blöd war ich eigentlich, mich auf so jemanden einzulassen?  Ich hätte doch erkennen müssen, dass er ein Narzisst ist!“, sagt die eine Klientin.

Ein Klient sagt: „Hätte ich mich nur damals für eine andere Ausbildung entschieden. Hätte ich mich nur gewehrt gegen den Einfluss meiner Eltern. Ich war so blöd, den Traum meines Vaters zu leben und nicht meinen eigenen.“

Ein anderer Klient sagt: „Ich hätte meine Freundin nicht anlügen sollen. Jetzt vertraut sie mir nie mehr.“

 –  Diesen Text kannst du als Podcastfolge 80 im Lichtfinder Lebensfreude Podcast hören. Kostenlos und überall, wo es Musik gibt. Mehr dazu. 

Hättest du wirklich?

„Hätte hätte…“ – so beginnen die leidvollen Gedanken. Ein Jammern und Grübeln über Vergangenes, das völlig nutzlos ist, denn nichts, aber auch gar nichts kann im Nachhinein für einen anderen Weg sorgen oder Ereignisse rosa einfärben. Na ja, außer in Hypnose, da geht das tatsächlich 😉. Nein, selbst da, möchte ich keine Erinnerungen komplett verändern, nur das Gefühl in Bezug auf die Erinnerung neutralisieren.

Doch zurück ins reale Erleben:

Wir haben diese Entscheidungen getroffen, wir haben so reagiert, genauso wie es damals war und nicht anders. Jede Auflehnung dagegen – im Nachhinein – ist ein Kampf mit der Realität. Ein völlig sinnloser, kräfteraubender Kampf.

Nicht nur, dass wir Dinge nicht ungeschehen machen können, auch wenn wir die Augen schließen, uns die Ohren zuhalten und „La, la, la“ singen… Noch viel entscheidender ist, dass dieses HÄTTE eben tatsächlich zu genau diesem Zeitpunkt nicht funktioniert hätte.

Ich frage meine Klienten dann: „Also mit genau deinem Wissen und deinen Fähigkeiten von damals, mit genau dieser Situation außenherum, mit all deinen damaligen Denkmustern und Erfahrungen – hättest du dich wirklich anders entscheiden können?“

Und die Antwort ist immer: „Nein. Ich hätte es genau so gemacht.“

„Ich sah damals keine andere Möglichkeit bzw. ich wollte es genau so bzw. es ging einfach nicht anders.“ „Damals hat es sich erstmal richtig angefühlt.“

Bzw.  „In diesem Moment hab‘ ich mich hilflos gefühlt und es erschien mir die einzig mögliche Strategie.“

Das bedeutet: Genau mit dem, was dir damals zur Verfügung gestanden hat, hast du entschieden, gehandelt, gesprochen oder aber auch nichts getan, geschwiegen, abgewartet.

 

Was bereut wird

Es wird ja unterschiedlichstes bereut im Nachhinein.

Manche Lebensentscheidungen stellen sich erst im Nachhinein als entweder richtig oder völlig daneben heraus. Manchmal erst viele Jahre später. Hier geht es heute natürlich um die Entscheidungen, die zu nichts Gutem geführt haben.

Bei Paarbeziehungen ist es oft so, dass die glücklichen Zeiten vergessen oder verdrängt werden, wenn es einen sehr schmerzhaften Betrug gab und die Beziehung daran zerbricht.

Dann wird die gesamte Beziehungszeit in Frage gestellt und bereut, sich überhaupt je miteinander eingelassen zu haben.

Oder es wird bereut, so viel geschrien und gestritten zu haben. Vielleicht ist jemandem sogar mal die Hand ausgerutscht oder Sachen sind kaputt geschlagen worden.

Was geschehen ist, ist geschehen. In diesem Moment war nichts anderes möglich. Denn, wenn da anderes zur Verfügung gestanden hätte:  Ressourcen, Fähigkeiten, Gefühle und somit andere Möglichkeiten. dann hätte man es auch anders gemacht in diesem Moment. Doch da waren sozusagen Bretter vor dem Kopf, der Zugang zu anderen Lösungen war in diesem Augenblick versperrt gewesen.

 

Fehler eingestehen

Trotzdem war manches einfach falsch, was wir getan haben.

Das heißt also nicht, dass es – obwohl es offenbar die einzige Möglichkeit war im damaligen Moment – gutzuheißen ist, wenn jemand (aus was für Gründen auch immer) ausgetickt ist, betrogen hat, weh getan hat (mit Worten oder Taten) oder sonst irgendwelche Sachen gemacht hat, mit denen derjenige sich selbst oder anderen geschadet hat.

Es darf ruhig benannt werden: „Das war falsch. Das war ein Fehler. Ich bedaure es (zutiefst) und wünschte ich hätte in dem Moment anders reagiert. Ich kann es nicht mehr ungeschehen machen.“

Wir können es bedauern. Wir können unser Bedauern dem Betroffenen gegenüber aussprechen und auch sonst überlegen oder anbieten, etwas wieder gut zu machen.

 

Bereuen versus Bedauern

Manches muss vielleicht auch gar nicht zu 100% falsch gewesen sein, so wie bei der langjährigen Ehe, die mit viel Schmerz auseinander ging. Da wäre es nicht gerecht zu sagen: „Es war ein Fehler.“ Nein, es gab auch gute Momente und insgesamt war es eben „mein Weg, mein Lebensweg, mein Entwicklungsweg und hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“ Und das muss kein schlechter Mensch sein, nur ein Mensch, der jetzt besser weiß, was er will und nicht mehr will.

Der Unterschied zwischen Bedauern und Bereuen ist, dass das erste hilfreich ist und zur Wiedergutmachung und einem neuen Weg führt. Das reine Bereuen aber führt immer wieder zu großen selbst-Vorwürfen und Schuldschleifen. Das wirkt selbstzerstörerisch und ist sinnlos, weil es nur in eine leidvolle Sackgasse führt.

Hätte hätte, Fahrradkette…

HÄTTE führt wirklich nur zur Fahrradkette, einer Endlos-Negativschleife…

 

Was dir beim Loslassen hilft

Was du also machen kannst anstelle von HÄTTE:

  1. Einen Fehler einsehen, bedauern und dies aussprechen (wenigstens für dich).
  2. Dich um Wiedergutmachung bemühen bei Betroffenen.
  3. Überlegen: Was kann ich jetzt tun, um von nun an gute Entscheidungen zu treffen?

Gute Entscheidungen im Sinne von: So will ich sein.  Ich hab‘ meine Werte, ich weiß heute, was ich will, wo ich hin will und was mir wichtig ist und danach will ich handeln. Jetzt suche ich mir Hilfe bzw. Unterstützung, damit ich dieser Mensch von nun an sein kann.

Vielleicht brauche ich dazu ein Konflikt- und Kommunikationstraining, vielleicht ein Seminar in Gewaltfreier Kommunikation, vielleicht eine Paarberatung oder vielleicht auch einen Coach oder wenn es ins krankmachende geht- eine Therapie.

Das heißt, dieses Bedauern, dieses „HÄTTE ich doch bloß (nicht)..!“ ist nur dann zu irgendwas dienlich, wenn wir es nutzen, von nun an bessere Entscheidungen zu treffen. Und das können wir realistisch nur, wenn wir uns jetzt bemühen um neue Fähigkeiten, um neue, hilfreiche Überzeugungen, um neue Umstände.

Nur wenn dein ICH BIN sich verändert hat, bist du in der Lage, andere Entscheidungen in ähnlichen Situationen zu treffen. Solche Entscheidungen, die dich deinen Werten und deinem Sinn im Leben näher bringen.

 

Befreiung von Schuld

Und dann, wenn du diese Bewältigungsarbeit gemacht hast, kannst du – auch schon währenddessen – dir beginnen zu vergeben. Deine Schuld, die dir so im Kopf und im Herzen herumspukt. Deine Schuld-Gedanken-Schleife, die dich in der Vergangenheit gefangen hält.

Es nützt niemandem etwas – nicht dir und anderen auch nicht,- wenn du nicht jetzt beginnst, etwas zu ändern. Wie gesagt, damals stand dir nichts anderes zur Verfügung: es waren genau diese Gefühle aus genau diesen Erfahrungen, es waren diese Fähigkeiten und Blockaden in dir und genau diese Umstände.

Du darfst dir also vergeben. Denn du hättest eben nicht anders können.

Du kannst dir wünschen „Ach hätte ich doch anders reagiert!“ und gleichzeitig bedauern, dass es dir leider, leider nicht anders möglich war. Es gab damals Blockaden, die dir andere Wege versperrt hatten.

Sprich dich deshalb frei von Schuld. Hör dazu gerne auch noch meine Ho‘oponopono Folge 25. Das Ritual der 4 Sätze lässt sich gut einbauen in deinen Loslassprozess.

Und dann schau nach vorne. Nutze deine Erfahrungen, nutze deine Erkenntnisse, die du gewonnen hast. Du weißt jetzt was du nicht willst und was du nicht mehr willst.

 

Befreiung von Leid

Nur du kannst jetzt etwas verändern und viel dafür tun, dass du dich zum Positiven weiter entwickelst. Dass du für weitere Momente der Entscheidung besser gewappnet bist. Dass hinderliche Blockaden aufgelöst werden und du frei wählen kannst, was dir wirklich gut tut und wie du sein willst.

Also aus deinen Werten heraus, nicht einfach wie ein in die Ecke gedrängtes Tier aus alten Reaktionsmustern.

Übrigens entsteht Leid immer aus der aktuellen Sicht auf die Dinge.

So wie du deine Vergangenheit im Nachhinein bewertest und betrachtest, so erlebst du sie im Jetzt.

Eine shit Vergangenheit muss also nicht zwangsläufig eine Scheiß Gegenwart bedeuten.

Die Buddhisten sagen, Leid entsteht aus Anhaftung und Widerstand.

Wenn du weiterhin gegen die Realität kämpfst, nicht akzeptieren willst, dass dein Leben bestimmte Wendungen genommen hat und du unglückliche Entscheidungen getroffen hast, dann bleibst du stecken im Sumpf des Leids. Dann steckst du genau jetzt drin und bleibst da drin. Womöglich bis zum Rest deines Lebens. Willst du DAS?

Das Gegenteil von Kampf und Widerstand gegen die Realität, die nun mal passiert ist, ist Annahme. Sein lassen. Akzeptanz von dem, was ist.

Es darf so sein, es ist so und ich will es als wichtige Lernerfahrung ansehen, die mich wachsen lässt.

Wie wäre es, wenn du dein Leben als Entwicklungsreise betrachtest, auf der du viele, viele Erfahrungen machst. Die unangenehmen helfen dir besonders, zu wachsen und dir darüber klar zu werden, was deine wichtigen Werte sind und wo du hin willst in deinem Leben.

Gerne helfe ich als Begleiterin auf deinem Weg zu deinem besten Ich. Hier kannst du ein kostenloses Erstgespräch mit mir persönlich buchen.

Licht und Liebe, du guter Mensch.

Deine Kerstin von Lichtfinder

 

Bleiben wir in Kontakt:

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