Gehen oder bleiben?

Lichtfinder Podcastfolge 11 (Skript zum Nachlesen)

Gehen oder bleiben? Trennung ja oder nein? Wie es dir leichter fällt, eine klare Entscheidung für oder gegen deine Beziehung zu treffen.

Als ich das Thema gewählt habe, hab ich erst gemerkt, was für ein Fass ich da aufmache. Wie komplex das ist. Es geht heute hauptsächlich um die Entscheidung, ob du in deiner Beziehung noch bleiben willst, oder ob du dich besser trennst. Doch auch für andere Arten von Entscheidungen kann dieser Beitrag heute für dich wichtig sein.

Entscheidungen sind schwer

Gehörst du auch zu den Menschen, denen es grundsätzlich schwer fällt, Entscheidungen zu treffen? Eines ist sonnenklar: Du bist damit nicht allein.

Seit jeher gehören Entscheidungen zu den schwierigsten Aufgaben, die wir haben. Schon ganz früh in der Geschichte der Menschheit gab es Vogelschauen, Sterndeutungen, Runen und später Kartenlegen oder Pendeln, wenn schwierige Entscheidungen angestanden sind.

Herrscher befragten die Weisen ob es ratsam war, in den Krieg zu ziehen. Ob diese eheliche Verbindung unter einem guten Stern stehen würde.

Wenn wir verzweifelt hin und her überlegen, ist uns jedes Mittel recht, jedes noch so wundersame, magische Mittel, dass uns von außen oder durch jemand anders die Entscheidung abgenommen wird. Zu unsicher ist es, wie es dann weiter geht. Ob es richtig ist. Ob wir es nicht später bereuen werden.

Ich kenne das selbst noch zu gut von früher. Als Jugendliche war es das Gläserrücken, das uns fasziniert hat, Ja oder nein – liebt er mich oder nicht? Was soll ich tun?

Später das Pendel, das die Antwort geben sollte, der Blick ins Horoskop, das Legen von Tarotkarten. Alles ein Ausdruck höchster eigener Unsicherheit. Etwas soll mir sagen, was wirklich gut für mich ist.

Was ein Coach oder Berater für dich tun kann

Auch am Telefon rufen mich die Leute an und fragen um Rat. Fragen mich, was ich an ihrer Stelle tun würde.

Dabei kann einem kein Berater, kein Coach und tatsächlich nix und niemand eine wichtige Entscheidung abnehmen.

Es ist nicht wichtig, was ich tun würde. Ich bin nicht du. Es geht nicht um mich.

Niemals würde ich jemandem raten :“Ja, verlass ihn – oder Nein, bleib bei ihr.“ „Ja, kündige den Job.“ oder „Nein, bleib darin.“

Ich bin nicht die andere Person. Ich fühle nicht ihre Gefühle. Zwar kann ich mich oft sehr gut hineinfühlen. Doch letztlich bin ich anders. Ich habe nicht dieselben Erfahrungen gemacht, ich habe nicht dieselben Fähigkeiten, nicht denselben Charakter und nicht die gleichen Bedürfnisse. Es ist deshalb nicht wichtig, was ich tun würde. Es geht hier nicht um mich. Es geht um diesen einzigartigen Menschen, der da ist und um eine Entscheidung ringt.

Was ich als Berater und Coach tun kann, ist Helfen herauszufinden, worum es dir, wenn du der Ratsuchende bist, eigentlich geht. Was dir wichtig ist im Leben generell und in diesem speziellen Fall. Ob das eine oder das andere für dich stimmiger ist. Wo du dich wohler fühlst – jetzt im Moment oder auch langfristig und auf die Zukunft bezogen. Ich kann dich hineinfühlen lassen.

Das ist nicht leicht mit sich selbst auszumachen. Gut, wenn dich jemand dabei begleitet. Das ist ein Teil meiner Arbeit.

Oft geht es bei den Beratungen darum, ob es besser ist, sich zu trennen oder zu bleiben.

Oft ist ganz viel Angst mit im Spiel

Angst vor dem Unbekannten, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor finanzieller Not, Angst, nach der Trennung Freunde zu verlieren, Angst nichts mehr wert zu sein oder nicht mehr attraktiv genug zu sein. Angst niemanden mehr zu finden.

Da so viel Angst mitschwingt, ist es wichtig, herauszufinden, ob demjenigen eigentlich an diesem Menschen noch genug liegt. Oder ob es nicht einfach so viel bequemer und sicherer ist, in der vertrauten, wenn auch unglücklichen Beziehung zu bleiben. Die meisten Menschen verharren vor lauter Angst und Unsicherheit lieber im vertrauten, bekannten Elend. Zu schlimm ist die Aussicht, auf sich allein gestellt zu sein.

Andererseits ist es ein furchtbares Hin und Her der Gefühle. Eigentlich will derjenige was anderes im Leben. Da ist vielleicht die Sehnsucht nach Abenteuer und Abwechslung.  Grad in der Midlife Crisis. Ganz oft ist da der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit und Interesse, sich endlich wieder begehrt und attraktiv fühlen. Oft fehlt es auch an gemeinsamen Unternehmungen. Echte Paarzeit zu zweit geht ab. Fehlende körperliche Nähe.

Nicht zu lange abwarten

Wenn ich etwas raten kann, dann ist es, nicht zu lange zu warten, wenn eine Unzufriedenheit chronisch wird. Fair wäre es, dem Partner gegenüber möglichst bald anzusprechen, was da für Sehnsüchte sind und ihm zumindest die Chance zu geben, sich entsprechend mit zu verändern. Es ist ja auch gut möglich, dass der andere genau so unzufrieden ist und bisher selber nichts angesprochen hat. Womöglich ist er dankbar für Veränderung und Abwechlsung.

Wenn wir jedoch von vornherein unterstellen, dass das mit diesem Partner ohnehin nicht möglich sein wird, nehmen wir ihm jede Chance.

Vor allem wenn gemeinsame Kinder da sind, ist es wichtig, nichts unversucht zu lassen, um sich gegenseitig wieder anzunähern, sich wieder zu entdecken, sich gemeinsam weiter zu entwickeln. Das geht nur durch viele Gespräche, extra investierte Zeit und den beidseitigen Willen zusammen zu bleiben. Eine Offenheit für die Wünsche und Bedürfnisse des anderen ist dabei nötig. Es müsste bei beiden noch der Wille da sein, sich wieder ineinander zu verlieben. Sich daran zu erinnern, was einen einmal zusammengebracht hat.

Das ist umso schwieriger, je länger es schon ein Nebeneinanderher-Leben war. Je länger einer der beiden schon innerlich gekündigt hat, seine Gefühle heruntergefahren, eingefroren, eingesperrt hat. Je länger die Überzeugung wieder und wieder im Kopf wiederholt wird: „Mit diesem Menschen bin ich nicht mehr glücklich und kann ich auch nicht glücklich werden.“, umso mehr ist kaputt gegangen an der Basis für die Beziehung.

Ist es erst mal so weit gekommen, ist es ein langer, schwieriger Weg, wenn diese beiden wieder zusammenfinden sollen. Oft ist es dann zu spät für einen der beiden. Und es gehören zwei dazu.

Wenn du also auch immer noch Margeritenblumen abzupfst: „Soll ich, soll ich nicht…“

Dann kannst du genauso gut eine Münze werfen mit der Frage: Trennung Ja oder Nein?

Das ist ganz ernst gemeint, denn das Gefühl, das du irgendwo in dir wahrnimmst, wenn du dir dann das Ergebnis auf der Münze anschaust, dieses Gefühl verrät dir deine innere Antwort. Nimmst du eine Enttäuschung wahr, eine Resignation oder eine Traurigkeit, dann bist du mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Sei ehrlich dir selbst gegenüber: Ist es wirklich der richtige Partner, mit dem du gemeinsam leben und alt werden möchtest? Dessen Schrulligkeiten du gerne erträgst, weil das so viel Positives ist, was du an ihm schätzt?

Stell dir diese Fragen

Die wichtigste Frage für mich ist:

  • Tut dir diese Partnerschaft überwiegend gut?

Tut dir dieser Mensch und das Zusammensein mit ihm überwiegend gut? Bereichert er dein Leben oder bremst er dich aus in deinem Glück?

Ebenso wichtige Fragen sind:

  • Ist der andere wirklich maßgeblich verantwortlich für dein Glück?

Was kannst du selbst an dir ändern und in deinem Leben, um dich glücklicher zu fühlen und um deine Partnerschaft als erfüllender zu erleben? Was kannst du selbst ändern und einbringen?

Da gibt es bestimmt etwas, was du selbst tun kannst. Für dich und dein eigenes Leben, ganz unabhängig von deiner Partnerschaft. Vielleicht kannst du auch mal allein ausgehen, ein paar Tage in den Urlaub fahren, ein neues Hobby beginnen. Eine neue Frisur. Kleidung, in der du dich attraktiv fühlst. Eigene Kontakte pflegen, nicht nur pärchenweise.

  • Bist du selbst denn ein guter Partner, eine gute Partnerin?

Das ist die Frage nach deinem Einsatz für die gemeinsame Partnerschaft.

 Auch da geht vermutlich einiges, was du mehr investieren könntest. An Überraschungen, netten Nachrichten, Aufmerksamkeit, Zeit nur zu zweit. Weißt du aktuell, wonach sich dein Partner sehnen würde? Du könntest ihn oder sie auch einfach danach fragen.

Die Frage ist nur, ob du dazu noch bereit bist. Bereit, für diesen Partner etwas zu ändern, dich mehr um ihn oder sie zu bemühen.

  • Sind überhaupt noch Gefühle da?

Empfindest du das Zusammensein schon lange überwiegend als Last ? Sind da wirklich gar keine Gefühle mehr und ihr beide  funktioniert nur noch, irgendwie, innerlich leer und ausgebrannt?

  • Was sagt dein Körper?

Bei Frauen ist es oft so, dass der Körper deutlich anzeigt, ob sie noch gerne mit diesem Mann zusammen sind oder nicht. Ist es ein Nein, äußert sich das dann in allerlei Beschwerden, die ein intimes Zusammensein unmöglich machen.

Häufige Entzündungen, die Sex verhindern, sind fast immer ein Aufschrei des Körpers, der sagt: da stimmt was nicht. Ändere was! Ändere was!

So was kann chronisch werden, wenn die Botschaft zu lange ignoriert wird.

Offenheit im Gespräch

Es muss dabei als Konsequenz nicht gleich die Trennung sein. Ihr könnt euch auch durch viele Gespräche und viel gegenseitigen guten Willen wieder aufeinander zu bewegen. Wenn der Wille auf beiden Seiten wirklich da ist.

Auf beiden Seiten, sonst bringt es leider nicht wirklich was.

Also wenn du fair sein willst und Kinder da sind. Redet miteinander. Lieber jetzt als noch länger zu warten. Bringt alles auf den Tisch. Ohne Vorwürfe und Beschuldigungen, denn die bringen euch nicht weiter. Sprecht alle Gefühle aus und was jeder so dringend braucht und sich wünscht. Wenn das schwierig und völlig neu für euch ist, so miteinander zu reden, dann sucht euch einen Paarberater, der euer Gespräch moderiert. Auch das ist Teil meiner Arbeit. Ich kann das. In deiner Nähe gibt es bestimmt auch jemanden. Such dir am besten jemanden, der Ahnung von gewaltfreier Kommunikation hat.

Nehmt euch regelmäßig und immer wieder gemeinsame Zeit und kuckt, ob ihr sie allmählich wieder zusammen genießen könnt.

Sei ehrlich mit dir selbst

Wenn das alles auf dich jedoch nicht zutrifft und entweder DU dir ein gemeinsames Leben gar nicht mehr vorstellen kannst und magst und  gar keine Gefühle mehr aufzufinden sind oder aber dein Partner verweigert sich jedem Gespräch und jeder Veränderung, dann weißt du schon, was du dir beim Münzwurf als Ergebnis wünschst.

Dann möchtest du lieber ein Leben ohne diesen Menschen. Dann tut er dir nicht mehr überwiegend gut, sondern zieht dich im Gegenteil sogar runter und schwächt dich. Zumindest ist das deine Wahrnehmung.

Fang bei dir an

Es kann auch hier sein, dass du das Problem für dein Unglücklichsein in dir trägst und es einfach mit dir mitnimmst. Dann hättest du mit dem nächsten Partner wahrscheinlich bald ähnliche Probleme. Genauso wie manche Leute ihre Arbeitsstelle immer wieder wechseln, weil der Chef so furchtbar ist und die Kollegen mobben und gemein sind. Bei der nächsten passiert es gleich wieder. Hm. Dann liegt die Ursache in dir drin. Dann musst du in dir was verändern und an deiner Persönlichkeit, an deinen Baustellen arbeiten. Deinen Schmerz auflösen, aus dem Schulddenken heraus kommen. Deinen Anteil daran erkennen.

Weil diese Möglichkeit immer besteht ist das für mich immer und auf jeden Fall der erste Weg: Kuck zuerst bei dir selbst. Was kannst DU tun. Was kannst du selbst tun?

Wenn du da natürlich schon seit Jahren dran arbeiten solltest und auch deinen Anteil bereits sehen kannst, dann kann es auch sein, dass eine Veränderung im Außen auch eine Veränderung im Innen leichter macht.

Doch in jedem Fall: eine Veränderung im Außen wird nicht reichen. Es kann die Dinge erleichtern und ins Rollen bringen. Wenn du selbst jedoch stehen bleibst und an deinen Denk- und Verhaltensmustern nichts änderst, wirst du dasselbe Problem bald wieder haben. Denn wir nehmen uns immer selber mit.

Ganz schön kompliziert , die Geschichte, hm?

Also zusammengefasst:

Wenn du wirklich etwas ändern willst, beginne innen, bei dir selbst. Finde heraus, was deine Verantwortung ist, was dein Einflussbereich ist und dann tu was du tun kannst. Bei dir selbst und auch im Außen.

Willst du auf dein Bauchgefühl hören? Vorsicht: die Angst stört dabei

Wenn du deine Intuition, deinen Bauch entscheiden lassen möchtest, dann ist die Entscheidung nur dann weise und gut für dich, wenn du es schaffst, die Angst dabei weg zu lassen.

Stell dich deiner Angst, geh durch die Angst hindurch, hin zu deinem Ziel.

Angst kann dich jahrelang in derselben unglücklichen Beziehung verharren lassen und du findest niemals heraus. Stell dir das mal vor, ihr beide, weit über 80 Jahre, immer noch zerstritten, eiskalt innerlich dem andern gegenüber, jeder krank vor lauter Ärger.

Wenn die Angst zu groß ist, Neues zu wagen, auf eigenen Beinen zu stehen, du aber weißt „Mit diesem Menschen werde ich niemals glücklich“ kannst du dir professionelle Hilfe gegen diese Angst holen. Zum Beispiel mit einem Coach an deiner Seite.

Oder: Ändere deinen Glaubenssatz in „Wenn ich mich selbst ändere, werde ich vielleicht auch mit diesem Menschen glücklich.“

Oder: Entscheide dich, endlich Ruhe zu geben und dich mit der gegebenen Situation und mit diesem Menschen als Lebenspartner abzufinden. Auch das kann erleichtern.

Nicht nur zwei Optionen

Will sagen: Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, nicht nur Ja oder Nein. Nicht nur Gehen oder Bleiben. Sicherlich wäre das eine klare Entscheidung, die sehr gut tun kann. Jedoch ist das nicht immer möglich und auch nicht immer nötig. Wenn Kinder da sind, seid ihr sowieso irgendwie weiterhin miteinander verbunden und müsst miteinander auskommen, euren Kindern zuliebe. Schließlich wollt ihr mal gemeinsam auf ihrer Hochzeit oder einem anderen wichtigen Fest sein können, oder? Für manche Paare ist auch eine offene Beziehung eine Lösung. Das will jedoch sehr gut überlegt und abgesprochen sein. Wenn einer nur dem anderen zuliebe darauf eingeht, wird es scheitern.

Nicht-Entscheiden ist das Schlimmste

Das Leben ist jedenfalls zu kurz für langes Verharren und Aushalten über viele Jahre hinweg. Jetzt ist deine Lebenszeit. Deshalb triff Entscheidungen. Für dich und für dein Glück. Denn wenn es dir gut geht, bist du auch wieder viel besser für andere da. Kannst ein besserer Partner sein, eine bessere Mutter, ein besserer Vater für deine Kinder usw.

Das Schlimmste ist tatsächlich, sich über Jahre hinweg nicht zu entscheiden und einfach in jeder Hinsicht unglücklich dabei zu sein. Eigentlich will ich jemand anderen, einen anderen Beruf oder ein ganz anderes Leben, doch kann ich nicht und trau ich mich nicht.

Ich verrate dir was: die Zeit löst nicht alles von selbst auf. Als ich mal in der Zeitung gelesen hab: 83Jähriger erschießt seine 79 Jährige Ehefrau nach 50 gemeinsamen Ehejahren mit der Begründung „Es war einfach zu schlimm. Er hat es nicht mehr ausgehalten.“ Da hab ich mir gedacht: Nein, so will ich nicht enden. Du kannst also 50 Jahre mit jemandem unglücklich zusammen sein und dann wirst du erschossen. Oder du erschießt ihn. Oder du kannst bis zur Rente in deinem Job unglücklich sein und kurz drauf an einem Herzinfarkt sterben. Das passiert tatsächlich recht häufig.

All das kann dein Leben sein, wenn du die Angst regieren lässt.

Triff wenigstens DIE EINE Entscheidung

Was du auch machst und wie du dich auch entscheiden magst, entscheide dich, glücklich zu sein. Schon jetzt. Denn selbst jetzt ist schon Vieles ganz gut.

Und allein diese Entscheidung wird alles Weitere ins Rollen bringen.

Ich entscheide mich, glücklich zu sein.

Namasté. Viel Freude auf deinem Weg in dein Glück.

Deine Kerstin von Lichtfinder

 

Dazu aus meinem Blogarchiv:

https://www.lichtfinder.com/soll-ich-soll-ich-nicht/

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